Die Kirchenspange

 

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Es ist vollbracht! Knapp 40 Jahre nach den ersten Planungen ist es soweit: Eine zweispurige Ost-West Verbindung für den Autoverkehr kann in Norden endlich realisiert werden. Das Konzept aus den 80er Jahren soll nun Wirklichkeit werden.
Beschrieben wurde der Plan zuletzt im Bebauungsplan 186 vom November 2012. Dort ist von einem leistungsfähigen Innenstadtring über den Burggraben, Brummelkamp, Schulstraße, Kleine Mühlenstraße und Osterstraße die Rede, der nach dem Bau der Umgehungsstraße möglich werden sollte. Leider scheiterte die Realisierung des zweispurigen Rings bisher an der katholischen Kirche.

 

Mit dem Verkauf des Gemeindehauses zwischen Osterstraße und der Kleinen Mühlenstraße ist der Weg nun frei für die sogenannte „Kirchenspange“.
Seit kurzem werden in Norden auch Fahrradverbindungen und Fahrradstraßen geplant. In der Nähe der Kirchenspange kreuzen sich die geplante Fahrradverbindung Bahnhof – Norddeich durch die Große Hinterlohne und die wichtige Ost-West Verbindung durch die Osterstraße. Im Bereich der Kirchenspange wird also zusätzlich ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Radverkehr entstehen. Leider ist dieser Bereich recht eng verbaut, so dass eine Lösung viel planerische Fantasie erfordert.

 

Der westliche Teil der Osterstraße soll zu einer vollständigen Fußgängerzone werden. Damit scheidet
er für den Fahrradverkehr auf der Ost-West Achse komplett aus. Den Fahrradverkehr durch eine schmale Fußgängerzone ohne feste Fahrwegabgrenzungen zu leiten, ist schlichtweg fahrlässig. Da sich der Einzelhandel eine echte Fußgängerzone ohne sich schnell bewegende Objekte wünscht, ist das ohnehin nicht zielführend. Auch aufgrund des weiterhin bestehenden Liefer- und Parkplatzverkehrs dürfte sich dadurch eine Situation ergeben, die der aktuellen ähnelt.

 

 


Wie ratlos die Norder Politik ist, zeigt sich nicht zuletzt in den Kommentaren des Bürgermeisters im Rat

("die Radfahrer können sich ihren Weg doch selbst suchen")

oder beim Neujahrsempfang ("solange sich die Radfahrer benehmen, dürfen sie durch die Fußgängerzone fahren").

Die Belange des Radverkehrs bleiben gegenüber Autoverkehr und Einzelhandel komplett auf der Strecke. Eine verantwortungsvolle und zukunftsorientierte Verkehrsplanung ist das nicht. Statt Probleme zu lösen, werden sie für Jahrzehnte zementiert, weil die Konflikte zwischen Fahrrad-, Fuß- und Autoverkehr nicht gelöst werden.

Eine solche Planung ist sicher schwierig, die Konflikte stehenzulassen oder auszusitzen ist aber verantwortungslos.

Am Ende wird der Fahrradverkehr verdrängt, weil es ihm nicht möglich ist, sich in der Fußgängerzone „zu benehmen“.

Ein Achselzucken reicht als Planungebene nicht aus.
Vielleicht wäre ein niederländischer Verkehrsplaner eine gute Idee (gewesen).

Die Niederländer beweisen ihre Kreativität in solchen Dingen ständig. Vielleicht wäre eine Art von Fahrradbrücke eine
Lösung, dadurch würde auch die Fußgängerzone überdacht…

 

Zwischen der Einmündung der Großen Hinterlohne (geplanteFahrradstraße) in die Osterstraße und
der Einmündung der Kirchenspange in die Kleine Mühlenstraße wird ein Bereich ohne Autoverkehr entstehen. Dieser wäre sehr gut für eine Fahrradstraße geeignet.

Der Fahrradverkehr kann von dort

(z.B. konfliktärmer als durch die Fußgängerzone: über die Straße "Am Markt" oder die Große
Mühlenstraße) weiter als Fahrradstraße Richtung Marktplatz geführt werden. Der Bereich soll zwar
laut Planung ebenfalls zu einer Fußgängerzone werden, dem Einzelhandel sollte aber die komplett
vom Fahrrad- und Autoverkehr befreite bisherige Fußgängerzone in der Osterstraße reichen.
Vielleicht sollte der motorisierte Individualverkehr ganz aus der unmittelbaren Nähe der
Einkaufszone verschwinden. Das würde deren Attraktivität deutlich steigern, solange genug
Parkplätze in der Nähe sind. Dann würde aus der Kirchenspange vielleicht eine Fahrradstraße, dazu
käme ein schönes Einkaufsparkhaus für Autos und Fahrräder. Der Durchgangsautoverkehr könnte
weiträumig um die Innenstadt geführt werden.
Solche Planungen erfordern natürlich ein Umdenken aus ausgetretenen Pfaden heraus. Wenn
Norden das Fahrrad aber nicht als lästiges Übel, sondern als touristische Chance sieht, ergibt sich ein
anderes Bild, nämlich ein Alleinstellungsmerkmal als attraktive Fahrradstadt.
Nach Juist kommen reiche ruheliebende Alte, Norderney will die solventen Jungen und Mittelalten
abschöpfen, für Norden bleibt nur „der Rest“.

Daran wird auch das neue „DECK“ nichts ändern, es hilft nur, gegenüber den anderen Küstenorten den Anschluss zu behalten.

Hier könnten attraktive Fahrradkurzwanderwege die Urlauber motivieren.

Ein spektakuläres und deutschlandweit beachtetes Fahrradbauwerk in der Stadt (Brücke, Parkhaus usw.) könnte helfen, Norden als Fahrradstadt bekannt zu machen.

Holger Giebeler, Klimagruppe Norden